Nachts im Flughafen

Nachdem wir also gegen halb sechs Uhr abends in Norwegen gelandet waren und ich offensichtlich sämtliche Einreisekontrollen umgangen hatte (stellt sich nämlich raus: alle anderen wurden kontrolliert – also entweder wurde ausgerechnet mein Flug nicht kontrolliert, oder ich habe irgendwelche komischen Wege direkt zur Gepäckausgabe genommen…) hieß es erst einmal Zeit totzuschlagen. Die Schlüsselabholung für mein Appartment was schließlich nur von 12 bis 15 Uhr möglich. Zwar hätte man die Schlüssel auf Anfrage auch in dafür bereitgestellten Schlüsselboxen direkt an den Wohnheimen deponieren lassen können – der Konjunktiv lässt aber bereits erkennen, dass ich das zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht wusste. Ich hatte mich daher dazu entschlossen, die Nacht am Flughafen auszuharren. Das erschien sinnvoller, als direkt in den nächsten Zug nach Gjøvik zu steigen, um die Nacht dann dort irgendwo zu verbringen. Also suchte ich mir einen freien Sitzplatz und fing damit an, die ersten Bilder von meiner Kamera auf meinen Laptop zu ziehen und zu entwickeln. Anschließend aß ich eine Kleinigkeit und kam dabei schnell mit den Leuten um mich herum in Kontakt. So verbrachte ich die Zeit bis null Uhr schließlich kartenspielend mit zwei Franzosen und einem Letten. Die beiden zuerst genannten gestalteten Ihren Sommerurlaub dabei so, dass sie alle paar Tage zu einem neuen europäischen Flughafen flogen und die Zeit dazwischen ihre aktuelle Umgebung erkundeten. Geschlafen wurde aber konsequent am Flughafen – um Geld zu sparen.

Währenddessen lernten wir noch einige andere Leute um uns herum kennen, die auf ihre Anschlussflüge am nächsten morgen warteten. Darunter ein Kerl aus Bayern, welcher Lachse angeln wollte, oder eine Holländerin, die gerade aus Narvik im Norden Norwegens kam, und auf dem Weg nach München war. Sie hat sich sehr gefreut, dass sie mal wieder mit jemandem deutsch sprechen konnte… Auch insgesamt hat sich eine interessante Gruppendynamik entwickelt, in der wir uns schließlich alle gegenseitig mit Powerbanks und Kabeln ausgeholfen haben. Gegen 1:30 Uhr lagen dann aber alle auf den Bänken und haben geschlafen, sodass der Sicherheitsdienst netterweise schließlich sogar die Lampen über dem Sitzbereich ausgeschaltet hat, in dem wir uns alle befanden.

Anders als die anderen jedoch habe ich nicht versucht zu schlafen – die Sorge, dass mir etwas geklaut würde, war dazu einfach zu groß. Stattdessen habe ich irgendwann einige wenige Fotos vom nächtlichen Flughafen gemacht und mir ansonsten die Zeit mit lesen und Serie schauen um die Ohren gehauen. Außerdem habe ich meine Reise für den nächsten morgen geplant.

Diese startete dann auch schon um 7 Uhr, als ich den ersten Zug nach Moelv nahm, um von dort mit dem Bus weiter nach Gjøvik zu fahren. Da der Osloer Flughafen nämlich genauso weit von Oslo, wie von Gjøvik entfernt ist, hat sich der Weg über Oslo selbst nicht gelohnt – auch weil auf der Bahnstrecke zwischen Oslo und Gjøvik gerade gebaut wird. Es fährt Schienenersatzverkehr, der braucht aber knapp 3 Stunden. Deutsche Verhältnisse also – sodass ich dann doch lieber direkt nach Gjøvik fuhr und in Oslo ein andern mal vorbeischaue!

In Gjøvik selbst lief dann auch alles super: Zur Uni – Studierendenausweis abholen – Schlüssel abholen. Schließlich zum Wohnheim, wo ich dann ersteinmal für vier Stunden in ein Wachkoma verfallen bin – da hat auch das Fehlen von Decke und Kissen nicht mehr gestört.

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